Otto Freytag - Ein Künstlerleben in Zeiten des Umbruchs
31. Juli bis 4. Dezember 2011
Otto Freytag (1888 bis 1980) gehörte zu jener Generation, die in unruhigen Zeiten ihre Prägung erhielt. Er erlebte das Kaiserreich und die Weimarer Republik, das NS-Regime und schließlich die Bundesrepublik. Aus einfachen Verhältnissen stammend, war sein Weg zur Kunst nicht leicht. Es gelang ihm jedoch, seiner Berufung zu folgen und schließlich das Kunststudium an der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf zu ergreifen. Die Vollendung seiner Ausbildung erhielt Freytag in dem Atelier von Lovis Corinth in Berlin.
Wichtige Ausstellungsbeteiligungen und die Verleihung bedeutender Kunstpreise bestätigen, dass Otto Freytag in der Kunstszene jener Zeit hohe Wertschätzung genoss. Nach 1933 verweigerte der Maler und Zeichner die Anpassung an die trivialen Kunstphilosophien der damaligen Zeit. Seine kompromisslose Abgrenzung brachte ihm zeitweilig das Stigma der Entartung und ein Ausstellungsverbot ein. Aus der Nationalgalerie wurden seine Werke entfernt, zahlreiche Arbeiten wurden verbrannt. Möglicherweise lag es an dem Einfluss wichtiger Fürsprecher, dass Otto Freytag 1937 dennoch als außerordentliche Lehrkraft an der staatlichen Hochschule für Kunsterziehung in Berlin eingestellt wurde. Im Jahr 1943 wurde er sogar zum ordentlichen Professor ernannt, was nicht zuletzt auf den inzwischen deutlich spürbaren Mangel an qualifizierten Lehrkräften zurückzuführen war.
Von je her waren Otto Freytags Bilder geprägt von dem Verzicht auf jeglichen Effekt des Exzentrischen, Lauten und Aufrührerischen. Seine Welt war die des stillen Bildes und die der Suche nach dem Allgemeingültigen, das unter der Oberfläche verborgen ist. In keiner Schaffensphase war er bereit, sich thematisch oder stilistisch von dem Geist der Zeit fesseln zu lassen. Nach 1945 blieb ihm die Rückkehr in die Hochschule versagt. Obgleich noch mehr als drei Lebensjahrzehnte vor ihm lagen, gelang es dem Künstler nicht mehr, überregionale Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Exzellent ausgebildet, mit engen Kontakten zu den Größten seiner Zeit und beschenkt mit einer ungewöhnlich langen Schaffensphase, schien Otto Freytag alle Voraussetzungen für eine glanzvolle Karriere und zeitlose Anerkennung zu erfüllen. Die Frage, warum er dennoch dem Vergessen anheim gefallen ist, zählt zu den großen Rätseln seines Künstlerlebens.
Thomas Hengstenberg
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