Gedemütigt, geschlagen, verletzt: Opfer häuslicher Gewalt leiden oft jahrelang. Der runde Tisch gegen häusliche Gewalt im Kreis Unna hat wieder viele Akteure an einen Tisch gebracht, um Gewaltopfer besser schützen und betreuen zu können.
Kreis Unna
Die Opferschutzbeauftragte des Landes NRW, Barbara Havliza, referierte beim Runden Tisch gegen Häusliche Gewalt am 10. September vor 40 Teilnehmenden aus Staatsanwaltschaft, Polizei, Jugendämtern, Gleichstellungsbeauftragten, dem Weißen Ring, Frauenforum und anderen Hilfeorganisationen im Kreis Unna. Der Fachtag, moderiert von Andrea Blome, widmete sich der Fragestellung „Was müssen Behörden, Staatsanwaltschaft und Gerichte bedenken, wenn es um kindliche und erwachsene Betroffene von häuslicher Gewalt geht?“.
Als eine der präsenten Hürden in der täglichen Arbeit benannte Havliza den Datenschutz. Dieser würde oftmals einer optimalen Hilfe der Betroffenen entgegenstehen, weil die beteiligten Stellen nicht konkret über ihre Fälle sprechen dürften. Von enormer Wichtigkeit seien daher Runde Tische, betonte sie und forderte, auch im Fallkontext mehr in interdisziplinären Runden zu arbeiten, um gemeinsam im Sinne der Betroffenen zu guten Lösungen zu kommen. „Mir war es ein besonderes Anliegen, Frau Havliza für den Fachtag zu gewinnen, um Frauen und Mädchen eine Stimme zu geben. Die staatliche Verantwortung zum Schutz vor Gewalt bedeutet auch eine bessere Vernetzung und den Einbezug von Straf- und Familienrecht“ so Nadia Sert, Leiterin der Frauen- und Mädchenberatungsstelle. Gleicher Ansicht war auch Dr. Sebastian Bartoschek, Psychologe und Gutachter in familiengerichtlichen Kontexten, der eindrücklich über seine Erfahrungen im Umgang mit Kindern berichtete, die in einem gewaltgeprägten häuslichen Umfeld leben.
Im anschließenden Workshop wurde erarbeitet, was erforderlich ist, um dem gemeinsamen Schutzauftrag gegenüber Gewaltopfern gerecht zu werden und wie interdisziplinäre Zusammenarbeit gelingen kann. Als wichtige Punkte wurden dabei u.a. kurze Wege bei der Kontaktaufnahme untereinander, mehr Zeit für regelmäßigen Austausch und wertschätzender Umgang bei gegenseitigem Rollenverständnis genannt. Für sinnvoll erachtet wurde auch die Einrichtung einer zentralen kreisweiten Informationsplattform, auf der Betroffene und auch beteiligte Institutionen alle Hilfen bei häuslicher Gewalt mit den zugehörigen Ansprechpersonen und -organisationen finden können.
„Im Kreis Unna haben wir bereits zahlreiche Netzwerke und Arbeitsgemeinschaften. Vor allem mangelt es aber an einer Bündelung der komplexen Informationen und an gezieltem Wissensmanagement“ stellt Leonie Engelhardt, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Unna, fest. „Was wir brauchen, ist eine koordinierte Vorgehensweise im Sinne einer Gesamtstrategie. Dabei muss insbesondere die Perspektive der Gewaltbetroffenen im Fokus sein. Auf diese Weise würden wir letztlich auch dem Auftrag aus der Istanbul-Konvention gerecht werden“.